Warum wir protestieren!
von: Camila Garcia
Aktuelle Situation in Kolumbien: Das Freihandelsabkommen (TLC Tratado de libre comercio), welches im Mai 2012 in Kraft getreten ist, ist eine Freihandelszone im Rahmen der Zoll- und Barrierefreiheit des Handels zwischen Kolumbien und den USA.
Dieses hat unteranderem zur Folge, dass die Bauern in Kolumbien durch die Auflagen des Abkommens dazu gezwungen sind ihre traditionelle Form der Agrarkultur aufzugeben und nur genmanipuliertes Saatgut von Großkonzernen wie Monsanto, Syngenta oder Dupont jährlich neu zu kaufen. Denn in Kolumbien ist es eine alte Tradition die besten Früchte der Ernte aufzuheben, um für das nächste Jahr wieder einzupflanzen, so dass auf natürlichem Wege die Ernte Jahr für Jahr an Qualität gewinnt. Doch das wurde nun verboten.
Dies führt logischer Weise dazu, dass die Bauern den Preis für ihre Ware erhöhen müssen, da sie weder von anderen Bauern die Samen für einen angemessen Preis kaufen können, noch die durch die Ernte entstandenen wieder einpflanzen können.
Daraus folgt, dass die Bauern nicht mehr in der Lage sind ihre Waren zu verkaufen, da sie mit den niedrigen Preisen aus der Wirtschaftsmacht der USA schlicht weg nicht mit halten können. So kommt es dazu, dass in Kolumbien seit beginn des Freihandelsabkommen immer mehr Nahrung importiert und immer weniger exportiert wird. Selbst ihre eigen Landsleute kaufen den Bauern ihre Produkte nicht mehr ab, weil sie im Vergleich zu den Importwaren zu teurer geworden sind. Selbst Kaffee wird inzeiten des Freihandelsabkommen importiert, obwohl die Kolumbianer für ihren unvergleichlichen Kaffee weltberühmt sind. Immer mehr Bauern leben aufgrund dessen am Existenzminimun, bis sie sich in die Slums der Großstädte flüchten und ihre Grundstücke für einen Spottpreis an ausländische Großkonzernen verkaufen. So vernichtet die Globalisation der freien Markwirtschaft den kleinen Bauern überall auf der Welt. In Indien trieb dieses Spiel bereits 250.000 Bauern in den Suizid…
Doch in Campoalegre einem kleinem kolumbianischem Dorf spitzte sich dieser Konflikt vor zwei Wochen zu: Durch das aggressive Einschreiten der Polizei bei Vernichtung der freien, ökologisch erwirtschafteten Ernte, wurden 70 Tonnen Reis den Bauern gewaltsam entnommen. In einem Land, in dem Menschen Hunger leiden, ist dies unserer Ansicht nach ein unverzeihliches Verbrechen.
Das geschah aufgrund der Resolution 970, in welcher die Rahmenbedingungen für die Herstellung, Verpackung, Import, Export, Lagerung, Vermarktung und Verwendung von Saatgut festgelegt werden. Dies beinhaltet die Illegalisierung von autonomer Agrarwirtschaft, da diese keine zertifizierten (genmanipulierten) Samen verwendet. In der Resolution wird behauptet, dass jeder Bauer nach den Auflagen der ICA, dem kolumbianischen Landwirtschaftsinstitut, seine Samen zertifizieren lassen kann. Die Bedingungen dafür sind für einen normalen kolumbianischen Bauern jedoch unmöglich zu erfüllen, daher werden sie gezwungen diese zertifizieren Samen zu kaufen und diese auch bloß für eine einzige Ernte zu verwenden. Die Bauern wurden jedoch, nach ihren Angaben, überhaupt nicht über diesen Systemwandel informiert und rebellieren.
Seit den Geschehnissen in Campoalegre protestieren an der Seite der Bauern Studenten, Lehrer und zehntausende Bergarbeiter und Lastwagenfahrer. Denn dieser legitimierte Wahnsinn basiert auf leerem irrationalem Profitdenken und kann nicht weiter tolleriert werden.
Die Politiker verstecken sich hinter gehäuchelten Versprechungen des Gemeinwohls, haben allerdings nichts außer ihren eigenen Profit im Sinn. Präsident Juan Manuel Santos ging mit seiner Passion für das Gemeinwohl soweit, dass er heute (30.8.) Soldaten auf die Protesierenden gehetzt hat. Zwei Menschen ließen bei diesen Auseinandersetzungen ihr Leben. Ironischer Weise behauptet Señor Presidente es sei inakzeptabel, dass eine Minderheit mit ihren Aktionen die Mehrheit belastet. Doch sollte nicht langsam im Interesse der Bauern, welche mit 60% und 3.5 Mio die reale Mehrheit der kolumbianischen Bevölkerung ausmachen, gehandelt werden? Wir gehen heute aus Solidarität auf die Straßen Berlins, um der Regierung Kolumbiens klar zumachen, dass selbst wir auf der anderen Seite der Welt genung von ihrer Korruption haben.
Dieses System, welches Rentabiltät Humanität und Oligarchie Demokratie vorzieht muss endlich ein Ende finden. Nicht nur in Kolumbien sondern überall auf der Welt.
Mehr infos:
Deutsche Welle
“Die Lebenssituation der Bauern hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend verschlechtert. Die Erträge vieler Kartoffel-, Getreide und Milchbauern reichen kaum aus, um die Produktions- und Transportkosten zu decken. Neben den Freihandelsabkommen sind auch Unwetter schuld an den geringen Erträgen.”
http://www.dw.de/gewalt-bei-protesten-in-kolumbien/a-17055506
Vandana Shiva unterstützt die Kolumbianischen Bauern
Unterstützung aus Berlin
Hallo Valery,
danke für den ausführlichen Bericht über die Situation in Kolumbien. Das Ganze auch noch in deutscher Sprache!
Jetzt kann diese Darstellung aus Deinem Blog meinen Freunden und Bekannten verlinken und weitergeben.
Ich wurde immer gefragt, WAS IST DA LOS IN KOLUMBIEN…
Konnte es aber leider nicht so ausführlich wiedergeben.
Gracias por compartír las informaciones de tus viajes, espere ver más de tu Europa Trip.
Siga con el blog
Gracias y saludos desde el lado de Francfort
Arturo